Ausbildung und Berufseinstieg wissenschaftliche Bibliothekar*in

In den Beruf wissenschaftliche Bibliothekar*in führen verschiedene Wege. Neben der internen Ausbildung im Rahmen eines Referendariats oder Volontariats besteht an mehreren deutschen Hochschulen die Möglichkeit eines postgradualen Studiums im Fach Bibliotheks- und/oder Informationswissenschaft. Voraussetzung dafür ist in der Regel ein abgeschlossenes Masterstudium oder alternativ eine bibliothekarische Vorbildung.

Ausbildung im Referendariat oder Volontariat

Ausbildungsstätten

Die beamtenrechtliche Ausbildung im Vorbereitungsdienst als Beamtin/Beamter auf Widerruf (Referendariat) wird vom Bund und derzeit acht Bundesländern angeboten und dauert zwei Jahre.

Baden-Württemberg: 5 Stellen, theoretische Ausbildung in München, gemeinsame praxisbegleitende Module, Ausbildungsbehörde ist die Württembergische Landesbibliothek (WLB) Stuttgart
Bayern: bedarfsorientierte Stellenanzahl, theoretische Ausbildung in München, gemeinsame praxisbegleitende Module, Ausbildungsbehörde ist die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) München
Berlin: 3 Stellen an den Berliner Universitätsbibliotheken und bis zu 3 Stellen an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB; Ausbildungsbehörde ist dann die Berliner Senatskanzlei), theoretische Ausbildung an der Humboldt-Universität (HU) Berlin, gemeinsame praxisbegleitende Module aller Ausbildungsbibliotheken in Berlin
Bremen: 1 Stelle an der Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen, theoretische Ausbildung an der HU Berlin. Das Auswahlverfahren und die verwaltungsseitige Durchführung erfolgt durch die niedersächsische Ausbildungsbehörde
Bund: bis zu 6 Stellen an der Staatsbibliothek Berlin und dem Ibero-Amerikanischen Institut in Berlin sowie in der Bibliothek des Bundestags, theoretische Ausbildung an der HU Berlin, gemeinsame praxisbegleitende Module aller Ausbildungsbibliotheken in Berlin
Hamburg: 1 Stelle an der Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Hamburg, theoretische Ausbildung an der HU Berlin. Das Auswahlverfahren und die verwaltungsseitige Durchführung erfolgt durch die niedersächsische Ausbildungsbehörde
Hessen: 3-6 Stellen, theoretische Ausbildung an der HU Berlin, aber eigene hessische Laufbahnprüfung, gemeinsame praxisbegleitende Module
Niedersachsen: 7-8 Stellen, theoretische Ausbildung in München oder an der HU Berlin nach Vorgabe der Ausbildungsbibliothek, Ausbildungsbehörde ist die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek (GWLB) Hannover, gemeinsame praxisbegleitende Module
Rheinland-Pfalz: 2 Stellen, theoretische Ausbildung in München, Ausbildungsbehörde ist das Landesbibliothekszentrum Koblenz
Schleswig-Holstein: bis zu 1 Stelle, theoretische Ausbildung an der HU Berlin

Rechtsgrundlagen für ein Referendariat bestehen außerdem im Saarland und in Sachsen-Anhalt, seit mehreren Jahren sind dort aber keine Stellen mehr ausgeschrieben worden. Insgesamt werden etwa 30-40 Stellen pro Jahr besetzt.

Drei Bundesländer bieten seit einigen Jahren eine inhaltlich analoge Ausbildung in privatrechtlicher Form als Volontariat an.

Sachsen: 1 Stelle, theoretische Ausbildung an der HU Berlin
Sachsen-Anhalt: 2 Stellen alle 2 Jahre, theoretische Ausbildung an der HU Berlin
Thüringen: 2-3 Stellen, theoretische Ausbildung an der HU Berlin

Das Volontariat endet mit dem Masterabschluss an der HU Berlin. Zurzeit resultiert daraus nicht automatisch eine Laufbahnbefähigung für einen Dienst als Beamtin/Beamter.

In Mecklenburg-Vorpommern werden von den Universitätsbibliotheken Greifswald und Rostock nach Bedarf bis zu 2 Stellen pro Jahr im höheren Bibliotheksdienst ausgeschrieben, die aufgrund einer Verwaltungsvereinbarung des Landes mit der HU Berlin eine berufsbegleitende Qualifikation zum wissenschaftlichen Bibliothekar / zur wissenschaftlichen Bibliothekarin vorsehen.

Derzeit besteht keine verwaltungsinterne Ausbildungsmöglichkeit in:

Brandenburg
Nordrhein-Westfalen

Merkmale und Inhalte

Gemeinsame Merkmale des Referendariats und des Volontariats sind ein ausgeprägter institutioneller Bezug zur Berufspraxis durch die in der Bibliothek als Ort der späteren Berufstätigkeit angesiedelte Ausbildung.

Es findet eine sorgfältige Auswahl der Bewerber*innen statt, wodurch die Chancen für Personen mit Hochschulabschluss auch ohne einen vorhergehenden Bibliotheksbezug gewahrt bleiben. Die Ausschreibungen von Referendariats- und Volontariatsstellen erfolgt überwiegend mit Fächerbindung.

Der Vorbereitungsdienst umfasst zum einen die praktische Ausbildung in der eigenen Bibliothek, unterstützt durch im Ausbildungsverbund organisierte praxisbegleitende Elemente und selbstgewählte Praktika. Bestandteil der praktischen Ausbildung sind oft die Übertragung selbständiger Verantwortungsbereiche (z.B. von Fachreferaten) und die Einbindung in Projektdurchführung oder -management. Die im Vergleich zu Studienpraktika lange Praxisphase erlaubt einen gestuften Aneignungsprozess und eine gute Rückkoppelung zur Ausbildungsinstitution.

Zum anderen besteht ein Referendariat oder Volontariat aus der theoretischen Ausbildung, entweder in Form eines Fernstudiums an der Humboldt-Universität zu Berlin (Berlin, Bremen, Bund, Hessen, teilweise Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Volontariate) oder als einjähriger Block an der Bibliotheksakademie Bayern in München (Baden-Württemberg, Bayern, teilweise Niedersachsen, Rheinland-Pfalz).

Das Fernstudium an der HU Berlin ist identisch mit dem freien Studium im Studiengang Library and Information Science (=LIS). Daher wird i. d. R. auch der Abschluss M.A. (LIS) erworben. Der Studienzeitraum erstreckt sich über die vollen zwei Jahre und beinhaltet ca. 20 Präsenzphasen an Wochenenden in Berlin. Die Kosten für das Studium (Studiengebühren, Reise- und Übernachtungskosten) werden durch die Ausbildungsbibliothek oder -behörde übernommen.

Die theoretische Ausbildung an der Bibliotheksakademie Bayern (Teil der Bayerischen Staatsbibliothek) erfolgt innerhalb von 12 Monaten in München. Ausbildungsbeginn ist jeweils am 01.10. Nach einem zweiwöchigen Einführungskurs an der Bibliotheksakademie erfolgt erst die zwölfmonatige praktische Ausbildung und anschließend 11,5 Monate theoretische Ausbildung an der Bibliotheksakademie.

Kontaktdaten mit weiteren Informationen zum Referendariat und Volontariat

Hier finden Sie Ansprechpersonen für ein Referendariat.

Hier finden Sie Ansprechpersonen für ein Volontariat.

Ausbildung im Rahmen eines Studiums

Das bibliothekarische Berufsbild befindet sich, nicht zuletzt durch die Digitalisierung, in stetigem Wandel. Neben den „klassischen“ Ausbildungswegen wie Referendariat und Volontariat gibt es daher auch eine Vielzahl an Möglichkeiten, als Quereinsteiger*in und über andere Studienabschlüsse in den höheren Bibliotheksdienst einzusteigen.

Gleichzeitig erweitern sich die Tätigkeitsfelder bibliothekarisch und informationswissenschaftlich Ausgebildeter auch über das Bibliothekswesen hinaus.

Die Studienprogrammentwicklung der Hochschulen verläuft eher unabhängig von den Vorgaben aus dem Verwaltungsbereich für Ausbildung und Qualifizierung. Es gibt unterschiedliche Akzente und Spezialisierungen bei den Studiengängen, z. B. durch eine Forschungsorientierung in der Informationswissenschaft oder auch eine stärkere Einbeziehung des privatwirtschaftlichen Arbeitsmarkts (Medienbranche, Informationswirtschaft, Wissensmanagement in Unternehmen aller Art, etc.). Hier finden Sie (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) einen Überblick über bibliotheksaffine Masterstudiengänge. Ein Master-Abschluss ist in der Regel Voraussetzung für eine Tätigkeit als wissenschaftliche:r Bibliothekar*in, deshalb sind Bachelorstudiengänge an dieser Stelle nicht aufgeführt.

Präsenz- und Fernstudiengänge

Es gibt Präsenz- (meist in Vollzeit und kostenfrei) und Fernstudiengänge (meist berufsbegleitend angelegt und kostenpflichtig). Für die individuelle Karriereplanung ist es wichtig, sich im Detail über die dort erworbenen Qualifikationen und deren Anerkennung im bibliothekarischen Arbeitsmarkt zu informieren.
Prüfen Sie auch, ob eine bibliothekarisch-informationswissenschaftliche Vorbildung – mit entsprechendem Bachelor-Abschluss oder FH-Diplom – und/oder ein erster Master-Abschluss vorausgesetzt wird.