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Leserbrief des VDB-Vorstands an die F.A.Z. zum Thema Open Access

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 26.10.2011 (Nr. 249, S. N5) erschien der Artikel „Darauf wird sich die Politik nicht einlassen! DFG attackiert das Urheberrecht“, in dem sich Günter Krings kritisch mit dem Thema Open Access befasst. Als unmittelbare Antwort darauf nahm der Vorstand des VDB zu diesem Thema in einem Leserbrief Stellung, der jetzt auch hier im VDBlog veröffentlich wird.

Open Access zielt nicht in erster Linie auf finanzielle Effekte ab, sondern möchte die Sichtbarkeit von wissenschaftlichen Publikationen erhöhen. Wissenschaftliche Literatur, die nicht frei im Netz zugänglich ist, wird in der nahen Zukunft kaum mehr beachtet werden. Die großen Verlage wissen dies schon längst und investieren daher in Open-Access-Geschäftsmodelle. Open Access steht daher nicht zwangsläufig im Gegensatz zu einer Verlagspublikation. Ein Zweitverwertungsrecht hilft Autoren, deren Publikationen aus technischen oder rechtlichen Gründen nicht im Netz zugänglich sind, die Sichtbarkeit ihrer Publikationen zu gewährleisten und sorgt für Rechtssicherheit, da viele Wissenschaftler ihre Veröffentlichungen auf ihren eigenen Homepages ablegen wollen. Darüber hinaus stellt ein Zweitverwertungsrecht ein probates Mittel dar, um Preissteigerungen –sowohl von subskriptionspflichtigen Zeitschriften wie der Autorenbeiträge  originärer Open-Access-Publikationen – in Grenzen zu halten, während die Missbrauchsaufsicht des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) aufgrund der engen Erfordernissen des § 19 GWB und den Spezifika des Publikationsmarktes ins Leere gehen wird.

Die Forderung nach einer Erhöhung der Bibliotheksetats kann ungeachtet dessen nur unterstrichen werden und wird – entgegen des Eindrucks den Günter Krings erweckt – von Bibliotheken und Bibliothekaren vehement gefordert. Gleichwohl ist Krings‘ Postulat nach höheren Etats wohlfeil, da die Bundespolitik auf diesem Gebiet keine Kompetenz besitzt. Dennoch wird das Kringssche Postulat nach einer deutlichen Anhebung der Etats für wissenschaftliche Bibliotheken ein Maßstab sein, an dem sich künftig Wissenschaftspolitiker gleich welcher Couleur messen lassen müssen.

Dr. Klaus-Rainer Brintzinger, Direktor der Universitätsbibliothek der LMU München und Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare e.V.