Auf Anregung und in Zusammenarbeit mit den Kommissionen für Fachreferatsarbeit und forschungsnahe Dienste des VDB – Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare planen die Herausgeber*innen von „o-bib. Das offene Bibliotheksjournal“ einen Themenschwerpunkt zum „Fachreferat 2021“. Dieser soll in Heft 2/2022 erscheinen.
Die Fachreferatsarbeit befindet sich in ständigem Wandel. Klassische Fachreferatstätigkeiten wie Erwerbung und Erschließung erfordern mittlerweile Kenntnisse komplexer Erwerbungsmodelle und führen zu Diskussionen um Inhaltserschließung und Retrievalmöglichkeiten in E-Book- und Zeitschriftenpaketen. Lizenzabschlüsse enthalten unterschiedliche Open-Access-Komponenten und fordern Flexibilität in der Etatverausgabung, die in den gängigen Etatverteilungsmodellen meist noch nicht gegeben ist. Der Ruf nach Open Access und weitere wissenschaftspolitische Ziele wie Open Science fordern Fachreferent*innen zudem Vermittlungsfähigkeiten gegenüber der Wissenschaft ab und setzen vertiefte förderpolitische Kenntnisse voraus.
Digitale Methoden wie beispielsweise Text oder Data Mining, die Informationsressourcen automatisiert oder KI-unterstützt auswerten, werden neu erlernt. Übergeordnete Forschungsinfrastrukturen wie Fachinformationsdienste, Nationale Forschungsdateninfrastruktur oder Tool-Konglomerate wie CLARIAH-DE erfordern eine stetige Neuorientierung auf dem Markt der Möglichkeiten und eine gesteigerte Kommunikationstätigkeit für fachlich zuständige Bibliothekar*innen.
Bewährte Schulungskonzepte sind – verstärkt angeschoben durch die Corona-Pandemie – neu zu konzipieren: Fachreferent*innen beteiligen sich aktiv in der Diskussion um hybride Lehre mit entsprechenden Konsequenzen für die eigenen Angebote der Bibliothek. Die sogenannten forschungsnahen Dienstleistungen der Bibliotheken sind häufig als zentrale Services der Bibliotheken aufgestellt – wie verhält sich dies organisatorisch, inhaltlich, personell zum Fachreferat?
Was müssen Fachreferent*innen zwischen forschungsnahen Dienstleistungen, Vermittlung von FID-Services, Bestandsaufbau, Inhaltserschließung und Embeddedness leisten – und wie eignen sie sich die dafür benötigten Kompetenzen an? Diese und weitere Fragen zum Berufsbild möchten die VDB-Kommissionen für Fachreferatsarbeit und forschungsnahe Dienste in einem Themenschwerpunkt in der vom VDB herausgegebenen Open-Access-Zeitschrift o-bib diskutieren.
Unterschiedliche Perspektiven auf das Fachreferat sollen ausgelotet und verschiedene Entwicklungen und Anforderungen beleuchtet werden. Ziel des Themenschwerpunkts ist es, einerseits die Bandbreite im Fachreferat aufzuzeigen und andererseits mögliche Zukunftsszenarien zur Diskussion zu stellen, um Ideen für Neuausrichtungen in den eigenen Tätigkeiten und in der Zusammenarbeit mit Kolleg*innen zu geben, aber auch Grenzen des Möglichen auszuloten. Entsprechende Themen könnten (u.a.) sein:
Fachreferat und Kommunikation mit der Wissenschaft:
- Embeddedness heute – Anforderungen an die Bibliothek und das eigene Fachreferat
- Enger Kontakt in die Wissenschaft – eigene Kompetenzen und (un)überwindbare Grenzen in der Kommunikation mit der Wissenschaft
- Kontakt zu und Schulung der Studierenden
- Ist die Bezeichnung Fachreferent*in noch adäquat bzw. sind solche Benennungen überhaupt wichtig?
Fachreferat und neue Dienste:
- Fachreferatsarbeit und Fachinformationsdienste (Zusammenarbeit, Abgrenzungen, Perspektiven)
- Forschungsnahe Dienstleistungen im Fachreferat
- IT-Anforderungen im Fachreferat
Fachreferatsarbeit – Status quo und Perspektiven:
- Erwartungen an Fachreferent*innen durch ihre Bibliotheksleitungen
- Wie viel Fach-, bibliothekarische- und Managementkenntnisse benötigen Fachreferent*innen heute? In welchen Fächern? In welchen Bibliothekstypen?
Berufliche Qualifikation, Fort- und Weiterbildung:
- Was wird in Stellenausschreibungen von Fachreferent*innen erwartet – wie sieht die Realität im Stellenalltag aus?
- Bereiten die Qualifizierungswege zum Fachreferat auf die aktuellen Anforderungsprofile adäquat vor?
- Welche Fort- und Weiterbildungsangebote werden benötigt oder wahrgenommen, um den sich ändernden Rahmenbedingungen gerecht werden zu können?
Erwartet werden wissenschaftlich reflektierte Beiträge, in denen praktische Erfahrungen in Bezug gesetzt werden zum Stand der (veröffentlichten) internationalen Fachdiskussion. Für die Beiträge gelten die normalen Vorgaben von o-bib für Formalia (u.a. Zitierstil und Gendering) und Umfang. Die Kommission ist besonders an kürzeren Beiträgen von bis zu zehn Seiten interessiert. Alle Einreichungen durchlaufen eine Begutachtung.
Um Ihren Beitrag einzureichen, registrieren Sie sich bitte bei o-bib (sofern noch nicht geschehen) und laden Sie Ihren Text bis spätestens 15. November 2021 in Open Journal Systems (OJS) hoch; wählen Sie dabei die Rubrik „Themenschwerpunkt“.
Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie sich gerne an die geschäftsführenden Herausgeber*innen wenden (Heidrun Wiesenmüller, wiesenmueller@hdm-stuttgart.de; Achim Oßwald, achim.osswald@th-koeln.de). Bei inhaltlichen Fragen stehen Ihnen auch die Kommissionen zur Verfügung (kommission.fachreferat@vdb-online.org, kommission.forschungsnahe-dienste@vdb-online.org).
Die VDB-Kommissionen für Fachreferatsarbeit und forschungsnahe Dienstleistungen und das o-bib-Team freuen sich auf Ihre Einreichungen!